Binnen 100 Jahren von der kleinen Schreinerei zum europaweit agierenden Vollsortimenter: Bayerwald in Neukirchen vorm Wald.
Binnen 100 Jahren von der kleinen Schreinerei zum europaweit agierenden Vollsortimenter: Bayerwald in Neukirchen vorm Wald. (Quelle: Bayerwald)

Beschlag- und Sicherheitstechnik 2020-01-06T23:00:00Z Vom Schreiner zum Innovationsführer

Vor 100 Jahren ist Bayerwald als kleine Schreinerei mit späterer Konzentration auf die Fertigung von Holzfenstern gestartet. Seitdem steuert das Unternehmen auf einem kontinuierlichen Wachstumskurs und ist mittlerweile ein europäisch führender Anbieter von Premiumprodukten in der Fenster- und Haustürenbranche. Anlässlich des 100-jährigen Firmenjubiläums beantworten Jürgen Hartrampf, Geschäftsführer von Bayerwald, und Marketingleiter Klaus Meingassner Fragen der Bauelement & Technik zur Erfolgsgeschichte des Unternehmens.

Bayerwald ist vor 100 Jahren als Schreinerei mit späterer Konzentration auf die Fertigung von Holzfenstern gestartet. Mittlerweile ist das Unternehmen ein Vollsortimenter. Wie sah der Weg dorthin aus?

Klaus Meingassner leitet seit Oktober 2015 das Marketing beim Unternehmen.
Klaus Meingassner leitet seit Oktober 2015 das Marketing beim Unternehmen. (Quelle: Bayerwald)

Klaus Meingassner: Richtig, die Geschichte von Bayerwald begann 1920 in Tittling mit der Gründung eines Schreinereibetriebs durch Markus Altenbuchinger. Seit 1963 konzentrierte sich die Produktion dann auf die Herstellung von maßgefertigten Holzfenstern. Später wechselte Markus Altenbuchinger die Strategie und richtete seine Firma auf die Herstellung von Fenstern in Standardgrößen aus. Den Namen Bayerwald bekam das Unternehmen schließlich 1981. Dieser sollte, wie heute auch, den regionalen Bezug zum Bayerischen Wald herstellen. Einen weiteren wichtigen Meilenstein legte Bayerwald außerdem im Jahr 1992. Hier nahm das Unternehmen eine der modernsten Fenster-Fertigungsstraßen in Europa in Betrieb.

Jürgen Hartrampf ist seit September 2016 Geschäftsführer von Bayerwald.
Jürgen Hartrampf ist seit September 2016 Geschäftsführer von Bayerwald. (Quelle: Bayerwald)

Jürgen Hartrampf: Auch in den Folgejahren jagte ein Meilenstein den nächsten. Im Jahr 1993 fand beispielsweise der Spatenstich für das neue Werk in Neukirchen vorm Wald, unserem heutigen Hauptfirmensitz, statt. Ab diesem Zeitpunkt werden auf einer Produktions- und Verwaltungsfläche von circa 360 000 Quadratmetern Fenster aus Holz, Fenster aus Kunststoff sowie Holz/Aluminium-Fenster und Kunststoff/Aluminium-Fenster hergestellt. Die Fertigung von Haustüren in derselben Materialvielfalt folgte dann im Jahr 1998. Dank zahlreicher, innovativer Entwicklungen stieg Bayerwald dann nach und nach zum Marktführer auf.

Meingassner: An dieser Stelle ist zum Beispiel das patentierte Tresorband zu nennen, das ab 1999 Geschichte in der Fenster- und Haustürenbranche schreibt. Dabei handelt es sich um ein völlig verdeckt liegendes Fensterband, dass zum einen maximale Sicherheit, aber auch Langlebigkeit garantiert. Abgesehen davon wurde im Jahr 2004 nochmals das Angebot erweitert, was auf die firmeneigene Isolierglasproduktion zurückzuführen ist. Die Produktionsdurchlaufzeiten von Haustüren kann Bayerwald mit dem intern entwickelten Haustüren-Rondell effektiv verringern. Dabei handelt es sich um eine computergesteuerte Fertigungsanlage für Aluminiumhaustüren.

Hartrampf: Dank dem neuen Haustüren-Rondell konnten die Produktionslaufzeiten sogar bis zu drei Tage verringert werden. Zudem möchte ich neben dem patentierten Tresorband noch unseren unsichtbaren, vollautomatisierten Antrieb für Haustüren „bw-tronic“ nennen. Damit bringt Bayerwald im Jahr 2012 bereits die zweite Weltneuheit auf den Markt. Außerdem fand Ende 2015 nochmals ein Inhaberwechsel statt. Ab diesem Zeitpunkt gehört Bayerwald nicht mehr zur Haas Group, sondern zur Münchner Adcuram Group.

Meingassner: Ergänzend lässt sich auch unser Veka-Kunststoffsystem mit A-Qualität-Profilen als Fortschritt in der Firmengeschichte hervorheben. Seit 2017 bieten unterschiedliche Modellserien für jedes Bauvorhaben die passende Lösung. Außerdem führt Bayerwald eine große Auswahl an Beschattungssystemen im Sortiment, die sich mit zentral steuerbaren Smart-Home-Technologien bedienen lassen. So können Nutzer das System beispielsweise ganz bequem per App von unterwegs steuern. Eine unserer jüngsten Entwicklungen ist außerdem unsere neue Kunststofffenster-Fertigungsstraße. Diese wurde 2018 inklusive neuester EDV-Programmsteuerung installiert. Wir ruhen uns auf unseren Erfolgen nicht aus, sondern arbeiten kontinuierlich daran, unseren Kunden Sicherheit, Komfort und Funktionalität zu gewährleisten.

Wie viel von dieser Firmenentwicklung ist einer guten Planung zu verdanken und wie viel ist Zufall beziehungsweise Glück?

Hartrampf: Nichts passiert einfach so. Hinter unserem Firmenerfolg steckt eine intelligente Planung und strategische Entscheidungen, die zum richtigen Zeitpunkt getroffen wurden. Von Glück oder Zufall würde ich hier nicht sprechen. Das würde für mich bedeuten, man hat seine Firma nicht im Griff. Ich glaube, Bayerwald hat durch seine stetige Weiterentwicklung und den daraus resultierenden Innovationen fortlaufend den Nerv der Zeit getroffen.

Was kommt als Nächstes? Welches Ziel soll als Nächstes erreicht werden?

Hartrampf: Bis Mitte 2020 soll eine neue Holzfenster-Fertigungsstraße installiert werden. Außerdem möchten wir die Holz- und Alufenster unter Berücksichtigung unserer Kundenwünsche erneuern. Den Anfang haben wir schon 2018 mit den neuen Fenstern „HA97MV“ / „HA109MV“ und „HA97MB“ / „HA109MB“ gemacht. Die Neuerungen werden bis Ende 2021 vor allem gezielt unsere Holzfensterprodukte betreffen. Zudem setzen wir in Zukunft mehr auf eine Automatisierung in der Produktion. Der Standort Neukirchen vorm Wald wird auch ausschließlich als Produktionsstätte dienen. Wir verfolgen damit das Ziel, unseren Kunden Premiumprodukte „Made in Bavaria“ anbieten zu können.

Welche Rolle spielt der Fachhandel bei Ihnen?

Meingassner: Der Fachhandel spielt für uns eine zentrale Rolle, da er die Schnittstelle zum Endverbraucher ist. Wir setzen also gezielt auf unsere Bayerwald-Fachhandelspartner. Damit wollen wir unsere Stellung am Markt beibehalten und uns in Produktqualität und -quantität stetig weiterentwickeln.

Das Fenster als Low-Interest-Thema, und was dagegen unternommen werden kann, wird derzeit oft in der Branche diskutiert. Welche Mittel halten Sie für die richtigen, um die Wertigkeit eines Fensters im Ansehen des Endverbrauchers zu steigern?

Meingassner: Ganz klar: Qualität, Sicherheit und Nachhaltigkeit. Das sind auch für uns die wesentlichen Themen, mit denen wir an die Endverbraucher herantreten. Ich glaube durchaus, dass ein qualitativ hochwertiges Fenster mit einem ansprechenden Design und einer innovativen Sicherheitslösung ein Highlight-Produkt sein kann.

Welche Rolle spielt das Thema Klimawandel/CO2-Einsparung bei Bayerwald?

Hartrampf: Natürlich spielt dieses Thema auch bei uns eine wesentliche Rolle. Wir haben bereits vor Jahren eine Heizung integriert, die ausschließlich mit Holzabfällen aus der Produktion betrieben wird. Außerdem vermeiden wir weitestgehend den Zukauf von fossilen Brennstoffen. Zudem sind wir Partner unseres Lieferanten Veka für Kunststofffensterprofile. Die Rückführung der Kunststoff-Abfälle in die Veka-Umwelttechnik hat den wesentlichen Vorteil, dass Kunststoff dort landet, wo auch wieder Neues produziert wird. Auch unseren Firmenwagenpool planen wir langfristig mit Elektro- oder Hybridfahrzeugen auszustatten.

zuletzt editiert am 28. Oktober 2020