Wohin geht die Reise der Security?
Die Security findet im kommenden Jahr erstmals zusammen mit der Euro Defense Expo statt. (Quelle: Messe Essen)

Veranstaltungen 2025-05-06T10:40:37.150Z Wohin geht die Reise der Security?

Im Juni und im September wird es zwei Sicherheitsmessen geben – einmal die Sicherheits-Expo in München, dann knapp zweieinhalb Monate später eine gleichnamige Veranstaltung in der Hauptstadt Berlin. Wir sprachen mit Julia Jacob, Projektleiterin der Security, wie man in Essen auf diese Entwicklung reagiert und was es mit der Kombination der Security und der Euro Defense Expo im kommenden Jahr auf sich hat. Teilweise sind die Fragen identisch mit denen, die wir den AFAG-Geschäftsführern Henning und Thilo Könicke gestellt haben, beide zuständig für die Sicherheits-Expo in München und Berlin.

Die Essener Security ist für viele in der Branche seit mehr als 50 Jahren der Inbegriff der internationalen Branchenfachmesse für die Sicherheitsbranche. Es gab in den zurückliegenden Jahren Höhen und Tiefen. Wohin geht nun die Reise?

Porträt einer professionellen Geschäftsfrau in einem modernen Büro.
Julia Jacob, Projektleiterin der Security. (Quelle: Messe Essen)

Frau Jacob, bisher war das Angebot an Sicherheitsmessen klar definiert: alle zwei Jahre die Security in Essen, jährlich als Spezialmesse die Sicherheits-Expo in München. Jetzt kommt eine Messe in Berlin dazu. Wie bewerten Sie diesen Schritt aus München?

Meiner Meinung nach ist die Nachfrage nach Sicherheitslösungen in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen und befindet sich aktuell auf einem hohen Niveau. Dies könnte ein Grund sein, jetzt den Versuch zu starten, eine weitere Messe zu etablieren. Wir werden dies alles natürlich genau beobachten und sind gespannt, ob der Markt solch eine Messe auch tatsächlich trägt.

Es gab in den 1990er Jahren bereits einmal den Versuch, in Berlin eine Sicherheitsmesse zu etablieren, um potenzielle Kunden aus Osteuropa besser zu erreichen – die SiTech. Dieser Versuch ist gescheitert. Woran lag dies Ihrer Meinung nach?

In dieser Zeit war ich noch jugendlich und habe das Messegeschehen nicht live erlebt. Aber die Messe damals fiel genau in die Zeit des Mauerfalls und der Öffnung in Richtung Osteuropa. Vor diesem Hintergrund schien dieser Schritt durchaus logisch zu sein.

Kommen wir zur Security. Die Messe ist international ausgerichtet. Inwieweit erreichen Sie heute potenzielle Interessenten aus Osteuropa?

Ehrlich gesagt hat es bedingt durch die Coronajahre eine Verschiebung der Besucher in Richtung Südeuropa gegeben. Aktuell trägt der Ukrainekrieg natürlich entscheidend dazu bei, dass die Besucherzahlen aus dem Osten Europas geschrumpft sind. Unsere Auswertung hat ergeben, dass bei der letzten Security etwa 14 Prozent der Besucher aus Südost- und Osteuropa kamen.

In den vergangenen Jahren fand in der gesamten Fachmesselandschaft ein gewisser Schrumpfungsprozess statt. Auch die im Januar zu Ende gegangene BAU in München bekam dies zu spüren – einige namhafte Aussteller blieben fern. Zur letzten Security kamen zwar wieder einige Aussteller zurück, trotzdem hat sich die Messe in den letzten Jahren insgesamt verkleinert. Was sind die Gründe dafür?

Hier gibt es aus unserer Sicht mehrere Gründe. Nur zwei Beispiele: In erster Linie sind die wirtschaftlichen Aspekte zu nennen, denn die Kosten sind in den vergangenen Jahren insgesamt enorm gestiegen. Gleichzeitung blieben die Messebudgets praktisch gleich. Bezogen auf die Security konnten wir bei den Ausstellern zuletzt sogar um 25 Prozent im Vergleich zur vorherigen Messe zulegen. Aber bezogen auf die Größe ist aus unserer Sicht die Zeit der Mega-Messestände mit 500 Quadratmeter und mehr vorbei.

Wie reagiert die Messe Essen darauf und sehen Sie Chancen, dass Messen noch einmal zu „alter Größe“ zurückfinden können?

Wir wissen natürlich nicht, ob die Aussteller dies überhaupt wollen. Und dass die Budgets für Messen in nächster Zeit erhöht werden, das sehe ich ehrlich gesagt auch nicht. Unsere Aufgabe besteht mehr denn je darin, den ausstellenden Unternehmen eine attraktive Plattform für ihre Präsentation zu bieten, denn wir wollen Menschen miteinander in Kontakt bringen. Natürlich wollen wir aber auch neue Aussteller für unser Messeformat begeistern. Speziell für Erstaussteller haben wir in den vergangenen Jahren interessante Pakete entwickelt, die die Entscheidung für eine Messeteilnahme erleichtern helfen. Heute sind viele Messestände interaktiver, denn es steht wie gesagt der Kommunikations- und Netzwerkgedanke im Fokus. Dazu gehört beispielsweise auch, dass wir als Veranstalter ein attraktives und interessantes Rahmenprogramm mit Vorträgen und Diskussionsforen anbieten und mit diesem Mehrwert eine weitere Plattform schaffen, um Besucher zusammenzubringen.

Das Geschäftsmodell einer Messe ist, Ausstellungsfläche zu verkaufen. Bei vielen Branchenleitmessen nahm in den vergangenen Jahren das Angebot gerade asiatischer Aussteller deutlich zu, was nicht immer unbedingt auf Zustimmung der Fachbesucher stößt. Was setzen Sie dem entgegen?

Wir sind natürlich bestrebt, so gut es geht eine ausgewogene Mischung zu realisieren. Aber das Wichtigste ist immer, dass ein Aussteller überhaupt zum Konzept der Security passt. Und hier spielt die Qualität des Angebots eindeutig die entscheidende Rolle.

Die Security wurde im vergangenen Jahr um den neuen Themenschwerpunkt Bevölkerungsschutz und Verteidigung ergänzt. Im nächsten Jahr findet die Security zusammen mit der Euro Defence Expo statt. Was sind die Gründe für diesen Schritt?

Die gesamte Sicherheitsarchitektur in unserer Gesellschaft hat sich in den vergangenen Jahren durch die unzähligen Konflikte, Kriege und auch Anschläge dramatisch verändert. Zivile und militärische Sicherheitsaspekte rücken daher immer weiter zusammen. Eine Messe für die zivile Sicherheit haben wir mit der Security schon seit 50 Jahren hier am Standort. Durch das neue Messeformat mit der Euro Defence Expo, die parallel zu Security stattfindet, schaffen wir ein neues Format, das die zivile und militärische Sicherheit an einem Ort vereint. Die Euro Defense Expo wird in Essen eigene Hallen bekommen und auch das Freigelände nutzen. Die Schwerpunkte werden im Bereich der Landtechnologie, der ABC-Abwehr, der künstlichen Intelligenz und der so genannten unbemannten Systeme bestehen. Es ist also gut möglich, dass das eine oder andere militärische Großfahrzeug im kommenden Jahr in Essen zu sehen sein wird.

Welche neuen Zielgruppen wollen Sie mit der Euro Defence Expo ansprechen?

Wir erwarten beispielsweise Delegationen internationaler Streitkräfte, Vertreter aus der Politik und öffentlichen Einrichtungen, sprich die Vertreter aus Verwaltungen und Ministerien. Die klassische Security hingegen bleibt so, wie wir sie alle kennen. Eine internationale Fachmesse für den gesamten Bereich der Sicherheit, die natürlich auch der Schloss- und Beschlagbranche eine Heimat bietet.

zuletzt editiert am 06. Mai 2025